Lieder der Trennung

Lieder der Trennung

Claude Debussy (1862-1918)
Romance: L’âme évaporée – Die flüchtige Seele (Bourget)

Hector Berlioz (1803-1869)
Absence – Abwesenheit
aus Les nuits d’été (Gautier)

Gabriel Fauré (1845-1924)
Toujours – Immer
aus Poème d’un jour Op. 21 (Grandmougin)

Henri Duparc (1848-1933)
Soupir – Seufzer (Prudhomme)

Georges Bizet (1838-1875)
Adieu de l’hôtesse arabe – Abschied der arabischen Gastgeberin (Hugo)

Konzept und Moderation: Julia Pastor (Sopran)

Sie hören eine Reihe fünf französischer Melodien. Sie handeln von der Erfahrung einer ungewollten Trennung von einem Geliebten und von den verschiedenen emotionalen Zuständen, die damit verbunden sind: manchmal tauchen sinnliche und leidenschaftliche Bilder auf, häufig sind es aber der Seufzer eines langen Wartens oder die Melancholie der Einsamkeit, die vorherrschen.

In dem ersten Lied „L’âme évaporée“ nach einem Text von Paul Bourget von Debussy komponiert, ist unsere Protagonistin allein, begleitet von den schönen Erinnerungen an den Geliebten, der ihre Sinne und ihr Gemüt so tief bewegt hat. Sie erinnert sich noch sehr deutlich an den mit ihm verbundenen Lilienduft und fragt sich: „Wohin hat der Wind diese liebenswerte Seele verjagt? Wo sind die Tage, an denen sie mich in Hoffnung, treue Liebe, Glückseligkeit und Frieden gehüllt hat?“

Der Schmerz der Abwesenheit beherrscht das nächste gleichnamige Lied „Absence“, aus Les nuits d’été von Berlioz: „Oh bitteres Schicksal, Oh harte Abwesenheit!“, ruft sie aus. „Komm zurück!“ Die brennende Sehnsucht nach einem Wiedersehen lässt aber noch eine Hoffnung weiterleben.

In „Toujours“ von Fauré reagiert unsere Hauptfigur mit leidenschaftlichem, fanatischem Nachdruck auf eine klare Ablehnung ihres Geliebten. Sie gerät zwar kurz in Verzweiflung, wird aber definitiv nicht aufhören zu lieben und an eine positive Wende zu glauben! In einem fast unbeherrscten Ton warnt sie ihren Partner, als wolle sie sich selbst davon überzeugen, dass sie nicht den einfachen Ausweg wählt und auf ihre Liebesgeschichte nicht verzichtet. „Erwarte nicht, dass sich meine Seele (…) von ihrer Flamme trennt, so wie der Frühling sich von seinen Blumen!“

Mit Duparcs „Soupir“ (Seufzer) setzt sich die Einsicht über die Unausweichlichkeit der Trennung durch. Eine bittere Erkenntnis. Liebe und Verbundenheit sind aber immer noch präsent, auf besinnliche Weise und mit jener statischen Ruhe, die man nach einem Sturm erlebt. „Niemals ihn sehen oder hören, niemals ihn laut nennen, aber immer auf ihn warten, immer ihn lieben, immer…“

Das letzte Lied führt uns in die heißen Länder des Nahen Ostens zu einem besonders emotionalen Moment:  in einer Oase in der Wüste nimmt die arabische Gastgeberin Abschied von dem fremden jungen Abendteurer, der nach kurzem Aufenthalt seine Reise fortsetzen möchte. Die Begegnung und das Herzklopfen waren anscheinend nur von flüchtiger Dauer. Aber soll das charmante Wüstenmädchen ihren schönen Gast einfach weiterziehen lassen? Nicht bevor sie ihre ganzen Reize eingesetzt und alle ihre Karten ausgespielt hat! Sie lockt ihn mit verführerischem Gesang und lässt ihn glauben, dass alle jungen Frauen des paradiesischen Dorfes auf ihn warten und ihm dienen möchten.

Würden Sie diesem Ruf nach wilder Liebe gegenüber unsensibel bleiben?

Lassen Sie sich in poetische Träumerei wiegen von den Meistern des französischen Stils: Debussy, Berlioz, Fauré, Duparc und schließlich Bizet, der uns mit diesem Lied ein wenig an seine berühmte Carmen erinnert.

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